1713: Friede von Utrecht und Anschlussabkommen von Rastatt und Baden (Aargau)
Den ersten Abkommen zwischen England und Frankreich folgten der Frieden von Utrecht und die Anschlussverträge von Rastatt und Baden: Spanien und seine Kolonien gingen an Philipp von Anjou, allerdings wurde eine Vereinigung mit Frankreich ausgeschlossen. Österreich erhielt die spanischen Niederlande, Mailand, Sardinien und das Königreich Neapel. Savoyen bekam Sizilien. England erhielt das strategisch wichtige Gibraltar an der Südspitze Spaniens, Port Mahon auf Menorca und „mit dem Erwerb von Neufundland, Neuschottland und der Hudson-Bay ein koloniales Fauspfand, das den Grundstein für die planmäßige Expansion der folgenden Jahrzehnte legte.“ (Kunisch, 1986, S. 144) Der Friede von Utrecht war „die erste klassische Demonstration des europäischen Gleichgewichts“, der „balance of Europe“ (Mieck, 1989, S. 279).

Kaiser Karl VI. im Ornat als Großmeister des Ordens vom Goldenen Vlies, Gemälde von Johann Gottfried Auerbach; Quelle: Wikimedia Commons / www.kunst-fuer-alle.de

Kaiser Karl VI. im Ornat als Großmeister des Ordens vom Goldenen Vlies, Gemälde von Johann Gottfried Auerbach; Quelle: Wikimedia Commons / www.kunst-fuer-alle.de

1713: Pragmatische Sanktion Kaiser Karls VI.
Die Pragmatische Sanktion war eine Urkunde des Kaisers, die die Erbfolge für die Königreiche und Länder regeln sollte: Sie sollten nicht getrennt werden! Zudem durfte fortan auch eine Frau das Erbe antreten.

1713/14-1740: Zeit der Konvenienzpolitik oder Kongress-Zeit
Unter der Zeit der Konvenienzpolitik oder Kongress-Zeit ist die Zeit gemeint, in der durch Geheimdiplomatie und Kabinettsübereinkünfte ein politisches Gleichgewicht in Europa hergestellt werden sollte. Zahlreiche Kongresse und Konferenzen widmeten sich, auch der Kriegsmüdigkeit der Länder geschuldet, möglicher Konflikte und suchten diese bereits im Keim zu ersticken.

Zum Tragen kam diese Politik z.B. beim Versuch Spaniens, italienische Besitztümer zurückzuerobern, der einen Tausch der Inseln Sardinien und Sizilien zur Folge hatte: Sizilien ging an den Kaiser, Sardinien an das Haus Savoyen, Parma, Piacenza und die Toskana an Spanien. Bei Letzterem wurde Elisabeth Farnese, der Frau Philipps V. und mit Kardinal Alberoni die eigentliche spanische Machtinhaberin, das Erbrecht für ihren ältesten Sohn zugestanden.

1714: Einschränkung der Hexenprozesse in Preußen
Der preußische König Friedrich Wilhelm I. (auch der Soldatenkönig genannt) erließ im Jahre 1714 ein Gesetz, das die Hexenverfolgungen zwar nicht ausdrücklich verbot, aber deutlich einschränken sollte. Der König selbst wollte die Kontrolle über die einzelnen Verfahren und Urteile erhalten, um Fehler auszuschließen.

1714: Fahrenheit: Entwicklung des Quecksilberthermometers

1714: Der Hannoveraner Kurfürst Georg I. wird englischer König
1714 fand in Großbrittaniens Königshaus ein Dynastiewechsel statt. Georg I. Ludwig (1660-1727) aus dem Hause Hannover (Kurfürst von Braunschweig-Lüneburg oder Kurhannover) wurde neuer König.

1716-1718: Türkenkrieg und Friede von Passarowitz
Zwischen 1716 und 1718 kam es erneut zu einem Krieg zwischen dem Reich und den Osmanen. Bei Peterwardeinen und Belgrad konnte der österreichische Feldherr Prinz Eugen von Savoyen, der bereits im Spanischen Erbfolgekrieg eine entscheidende Rolle gespielt hatte, die Osmanen besiegen. Der Friede von Passarowitz beendete den Krieg. Neben der Festung Belgrad gingen auch Banat, Teile Serbiens und Bosnines sowie die kleine Walachei an Österreich.

1717: Sturmflut an der Nordseeküste („Weihnachtsflut“)
Am 24. Dezember 1717 ereignete sich die bis dahin bekannte größte Sturmflut an der Nordseeküste. Sie richtete große Schäden an den Deichen und das Hinterland der niederländischen, deutschen und dänischen Küste an. Es gab mehrere Inseldurchbrüche und über 18.000 Menschen und knapp 35.000 Nutztiere starben. (Zahlen nach: Münch, Lebensformen, 1992, S. 147)

Bild: Weihnachtsflut; Quelle: Abbildung der fast übernatürlich-hohen Wasserflut am H(eiligen) Christ-Tag 1717 und am 25. Hornung (= Februar) 1718. includet and foldet in the book by Philomon Adelsheim: Neuer und Verbesserter Kriegs-(,) Mord- und Tod-(,) Jammer- und Noth-Calender/ Auf das Jahr nach der gnadenreichen heiligen Geburt unsers HErrn und Heilands JEsu Christi M DCC XIX. (…) Verlag Johann Andrea Endters sel. Sohn und Erben, Nürnberg 1719.

1717: Gründung der ersten Großloge der Freimaurer (Beginn der „modernen“ Freimaurerei)

1720-1722: Pestepidemie in Marseille und der Provence
Es war die letzte große Pestepidemie im westlichen Europa. Sie wurde wohl über ein Handelsschiff nach Marseille getragen. Nach und nach breitete sie sich im Juli 1720 in der Stadt aus und raffte bald 300, bald 1.000 Menschen pro Tag hinweg. Auch die Dörfer rund um Marseille wurden nun in Mitleidenschaft gezogen. Im Herbst endete die Ausbreitung der Pest, im Frühjahr 1721 flammte sie wieder auf und tötete in der Provence viele Menschen. Die Sterblichkeit in der Stadt Marseille betrug ca. 40 Prozent der Bevölkerung, in einigen Dörfern der Umgebung gar 50 Prozent. (Vasold: Die Pest, 2003, S. 147ff.) Nach dem Ende der Pest in Frankreich trat sie noch 1743 in Messina (Sizilien) und 1770 in Moskau auf.

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um 1700: Beginn der Aufklärung / Deutsche Frühaufklärung

1700: Ende der spanischen Linie der Habsburger: Tod Karls II.

1700: Gründung der Kurfürstlich-Brandenburgische Societät der Wissenschaften (Berliner Akademie der Wissenschaften)
In der zweiten Hälfte des 17. und im 18. Jahrhunderts bildeten sich in Europa neue Wissens- und Forschungsstätten: die Akademien. Im Sinne der Aufklärung wurde hier praxisorientierter, für die Öffentlichkeit zugänglicher und von Stand, Grenze und Kofession unabhängiger als in den z.T. traditionell wirkenden Universitäten geforscht. Der erste Präsident der Kurfürstlich-Brandenburgische Societät war der Universalgelehrte Gottfried Wilhelm Leibniz.

1700-1721: Papst Clemens XI. (Lebensdaten: 1649-1721)

1700-1721: Großer Nordischer Krieg
Der Große Nordische Krieg war ein Krieg zwischen Dänemark, Polen (dessen König der sächsische Kurfürst August der Starke war) und Russland auf der einen und der schwedischen Großmacht auf der anderen Seite. Es ging um die Vormachtstellung im Ostseeraum. Der Schwedenkönig Karl XII. unterlag nach anfänglichen Erfolgen knapp. Schweden verlor seine Großmachtsstellung, Preußen und Russland stiegen zu den neuen, tonangebenden Machthabern des Nordens auf.

1701: Act of Settlement
Der Act of Settlement (dt. Grundordnung) des englischen Parlaments legte fest, dass kein Katholik den englischen Thron besteigen dürfe. Auch die Heirat eines katholischen Partners war damit für mögliche Thronfolger ausgeschlossen. Der Act of Settlement gilt bis heute.

1701-1713/14: Spanischer Erbfolgekrieg / Haager Allianz
Der Spanische Erbfolgekrieg wird, wohl etwas übertrieben, auch der „erste Weltkrieg“ genannt, da er erstmals auch auf Gebiete außerhalb Europas hinausragte. Der Krieg entbrannte an der Frage, wer die Nachfolge des spanischen Königs Karl II. (1661-1700) antreten sollte, der seit 1665 König von Spanien war und kinderlos blieb: Damit stand das Aussterben der habsburgischen Linie in Spanien bevor.

Drei „Bewerber“ um die Nachfolge gab es:

  1. Kaiser Leopold I. (über seine Frau Margareta Theresa von Spanien, 1651-1673, die im Testament ihres Vaters Philipp IV. für den Fall des Aussterbens der spanischen Habsburgerlinie als Erbin vorgesehen war),
  2. Ludwig XIV., französischer König bourbonischer Abstammung (über seine Frau Maria Theresia, 1638–1683, die älteste Tochter Philipps IV.),
  3. Maximilian II. Emanuel von Bayern, der mit Maria Antonia von Österreich (1669-1692) verheiratet war. Maria Antonia war die Tochter Kaiser Leopolds I. und Margareta Theresia. Aus der Ehe Maximilians mit Maria Antonia ging der Sohn Joseph Ferdinand hervor, der zunächst von Karl II. als Gesamterbe Spaniens bestimmt worden war. Joseph Ferdinand starb allerdings 6-jährig im Jahre 1699.

Überraschend übertrug Karl II. kurz vor seinem Tod den Gesamtbesitz an Philipp von Anjou, den Enkel Ludwigs XIV., und setzte damit den Spekulationen über eine Teilung des spanischen Besitzes ein Ende.

Mit dieser Machtfülle des französisch-bourbonischen Geschlechts wollten sich viele Herrscher in Europa nicht abfinden: Der Habsburger Kaiser Leopold I. verbündete sich mit Holland und England in der sogenannten Haager Allianz, der sich nachfolgend Preußen, Portugal, Hannover und Savoyen anschlossen. Fast das gesamte Reich stand auf Seiten des Kaisers. Nach anfänglicher Neutralität trat Maximilian II. Emanuel von Bayern offen auf die Seite der Franzosen.

Kriegsschauplätze waren Spanien, Norditalien, die Nordsee, Süddeutschland und schließlich auch die südlichen Niederlande. Dabei erlitten die französischen Heere schwere Niederlagen – vor allem durch den Prinzen Eugen von Savoyen (Österreich) und den englischen/britischen Herzog von Marlborough. 1711 kam es zwischen Frankreich und England zu einem Vorfrieden, da England weder an einer Vormachtstellung der Franzosen noch an einem mächtigen Reich interessiert war.

Die Schlacht bei Calcinato 1706 (Spanischer Erbfolgekrieg), von Jean Baptiste Martin (1659-1735) im Heeresgeschichtlichen Museum, Wien. Quelle: Selbst erstellt im Heeresgeschichtlichen Museum, Wikimedia Commons / Pappenheim

Die Schlacht bei Calcinato 1706 (Spanischer Erbfolgekrieg), von Jean Baptiste Martin (1659-1735) im
Heeresgeschichtlichen Museum, Wien. Quelle: Selbst erstellt im Heeresgeschichtlichen Museum,
Wikimedia Commons / Pappenheim

1704-1709: Friedrich August I. von Sachsen (der Starke) vorübergehend nicht mehr polnischer König (August II.)

Nachdem der schwedische König im „großen Nordischen Krieg“ die sächsisch-polnische Armee bei Klissow deutlich geschlagen hatte, setzte er den polnischen König August den Starken ab und den polnischen Adeligen Stanislaus Leszczyn’ski ein. Nachdem russische Truppen die Schweden in der Schlacht bei Poltawa besiegt hatten, wurde August vom polnischen Adel wieder in das Königsamt eingesetzt.

1707: Act of Union: Vereinigung von England und Schottland zum Königreich Großbritannien

1710: Gründung der „Königlich-Polnischen und Kurfürstlich-Sächsischen Porzellan-Manufaktur“
1710 erteilte Friedrich August I. von Sachsen (August der Starke) das Patent für den Bau der ersten Porzellanfabrik Europas in Meißen

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