Nürnberg und der Schwarze Tod – Archäologische Einblicke in eine Seuche

Die Pest hat Nürnberg in den Jahren 1632 bis 1634 schwer getroffen – nun lässt eine Ausstellung im offenen Büro des Stadtplanungsamts die Katastrophe von damals greifbar werden. Archäologen hatten im Stadtteil St. Johannis beim Aushub für ein geplantes Seniorenheim acht Massengräber entdeckt, in denen rund 3.000 Opfer des „Schwarzen Todes“ lagen. Es ist ein spektakulärer Fund, der neue Erkenntnisse über den Alltag, die Bestattungspraxis und die Lebensumstände während des Dreißigjährigen Kriegs liefert, wie Florian Weber auf der Website des Bayerischen Rundfunks berichtet.

Im Mittelpunkt steht das Skelett einer jungen Frau, die auf etwa 20 bis 25 Jahre geschätzt wird. Sie wird als „Individuum 827“ präsentiert – stellvertretend für tausende Pesttote. Laut Stadtarchäologin Melanie Langbein belegen Knochen- und Zahnspuren typische Gesundheitszustände jener Zeit: gutes Ernährungsniveau, aber auch Belastungen durch Entzündungen und Karies. Neben Münzen, Ringen und Textilresten zeigen sich Spuren des Alltags der Menschen, die mitten im Krieg und unter Seuchendruck lebten.

Die Ausstellung vermittelt damit nicht nur archäologische Erkenntnisse, sondern auch einen Eindruck von der Verzweiflung jener Wochen, in denen Bestattungen aus Zeitnot kaum noch nach christlichem Ritus erfolgen konnten. Ein Zwischenstand, wie Baureferent Daniel Ulrich betont, der zugleich Ausblick auf künftige Untersuchungen bietet.

zur Meldung des Bayerischen Rundfunks