Souvenirs und Selbstdarstellung: Die ersten Touristen auf „Grand Tour“
Ein Marmorkopf mit Medusenfratze als Reiseandenken – was heute skurril klingt, war im 18. Jahrhundert Ausdruck von Stilbewusstsein und Bildungshunger. Der junge Graf Brownlow Cecil brachte die Skulptur von seiner Italienreise nach England und stellte sie stolz in Burghley House aus. Doch der kunstvolle Kopf war keine antike Kostbarkeit, sondern eine Kopie des Bildhauers Joseph Nollekens – gefertigt als Mitbringsel für betuchte Reisende.
Wie die niederländische Kunsthistorikerin Ariane van Suchtelen erklärt, war die Sehnsucht nach Erinnerungsstücken schon damals treibende Kraft einer neuen Reisekultur. Die britische „Grand Tour“ markierte den Beginn des modernen Tourismus: Junge Aristokraten zogen nach Rom, Venedig oder Neapel, um Kultur, Kunst – und Prestige – zu sammeln. Sie ließen Gemälde fertigen, kauften Statuen und gaben sich porträtieren: frühe Varianten unserer heutigen Reisefotografie.
Das Mauritshuis in Den Haag zeigt in seiner aktuellen Ausstellung „Grand Tour – Ziel Italien“ meisterhafte Beispiele dieser Leidenschaft. Neben prachtvollen Gemälden präsentiert sie die Souvenirs der ersten Weltenbummler – mal echt, mal nachgeahmt, aber immer voller Geschichten vom Glanz vergangener Reisen.
Quelle: Annette Birschel, dpa-Meldung zur Ausstellung im Mauritshuis, Den Haag.