Hoffnung als Gegengift zur Angst

Wie haben Menschen gelernt, auf eine bessere Zukunft zu hoffen – und wie wandelte sich dieses Vertrauen im Lauf der Jahrhunderte? Ute Frevert, Historikerin am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung, spürt in ihrem Artikel „Gute Gefühle für unsichere Zeiten“, erschienen auf H-Soz-Kult, einer Informations- und Kommunikationsplattform für Historiker:innen, der langen Geschichte von Hoffnung, Vertrauen und Zuversicht nach. Schon in der Frühen Neuzeit verband sich der Wunsch nach Sicherheit mit dem lateinischen *securitas* – einem Zustand „ohne Sorge“, wie ihn Friedrich II. im Schloss Sanssouci zur Lebensmaxime erhob. Doch Frevert zeigt: Sicherheit war nie nur Schutz vor Gefahr, sondern auch ein emotionales Versprechen – mal göttlich, mal staatlich, mal bürgergesellschaftlich begründet.

Von der Furcht vor Dämonen im „Land der Angst“ (Jean Delumeau) über die Aufbruchsstimmung der Aufklärung bis hin zur politischen Zuversicht der Nachkriegsjahre zeichnet Frevert, wie Gefühle ganze Gesellschaften prägten. Vertrauen, einst göttliche Tugend, wurde zum sozialen Kitt der Moderne – und zur Basis bürgerlicher Selbstbestimmung. Heute jedoch scheint die Kultur der Zuversicht zu bröckeln: Populistische Angstmacher nutzen kollektive Verunsicherung als politisches Kapital.

Frevert warnt: Ohne Zuversicht, ohne den Glauben an gestaltbare Zukunft, verliert die Demokratie ihre emotionale Energie. Geschichte lehrt, dass Gesellschaften sich nur dann erneuern, wenn sie Hoffnung nicht dem Zufall überlassen.

zum Artikel von Ute Frevert auf H-Soz-Kult