In Arbeit: Datenbank zur Hexenverfolgung in Deutschland und Mitteleuropa

Der Historiker und Museumsleiter Kai Lehmann arbeitet seit Jahren an einem einzigartigen Projekt: einer digitalen Datenbank, die alle bekannten Fälle der Hexenverfolgung in Deutschland und Mitteleuropa erfassen soll. Ziel ist es, das Ausmaß der frühen Neuzeit-Gräuel erstmals systematisch sichtbar zu machen und regionale Unterschiede zu erforschen. Seit Projektbeginn im Jahr 2009 hat Lehmann mit einem kleinen Team Informationen aus mehr als 10 000 Orten gesammelt. Bis 2027 sollen die Daten in einer öffentlichen Online-Datenbank zugänglich sein. Besucher werden dann gezielt nach Städten oder Dörfern suchen können, um zu erfahren, wer dort als angeblicher „Teufelsbündner“ vor Gericht stand oder hingerichtet wurde.

Lehmann, Leiter des Museums Wilhelmsburg in Schmalkalden, will mit der geplanten Veröffentlichung ein Bewusstsein für das tatsächliche Leid der Opfer schaffen und gleichzeitig Mythen korrigieren. Millionenopferzahlen oder die ausschließliche Verantwortlichkeit der Kirche seien falsch, betont er. Seine Forschung zeigt vielmehr, dass vielerorts der Druck aus der Bevölkerung selbst kam. Trotz lückenhafter Archivbestände zeichnet sich ab, wie sich die Hexenhysterie regional unterschiedlich, aber flächendeckend ausbreitete – ein düsteres Kapitel, das Lehmann nun in einer offenen Datenbank für jedermann nachvollziehbar machen will.

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