Unter den Straßen von Torgau: Eine zweite, verborgene Stadt
Wer sich mit der Baugeschichte der sächsischen Stadt Torgau beschäftigt, stößt unweigerlich auf ihre faszinierende Unterwelt. In der „Leipziger Zeitung“ berichtet Ralf Julke über ein Forschungsprojekt des Torgauer Geschichtsvereins, das seit 2016 den historischen Kellern der Stadt gewidmet ist. Ganze 656 Gewölbe auf fast 300 Grundstücken wurden dabei vermessen, kartiert und bauhistorisch ausgewertet – eine Tiefenbohrung in 600 Jahre Stadtgeschichte.
Wie Julke schreibt, reichen viele dieser Keller bis ins 14. und 15. Jahrhundert zurück, einige gar vor die großen Stadtbrände von 1442 und 1482. Die ältesten Gewölbe bestehen aus Porphyr, dem Gestein, auf dem Torgau erbaut wurde. Nach den Bränden entstand über diesen alten Fundamenten eine steinerne Stadt, deren Häuser bis heute über den historischen Kellern stehen.
Jürgen Herzog hat die Ergebnisse der Erkundung nun in seinem Buch „Die Torgauer Altstadt und ihre Keller“ (Sax-Verlag, 2025) zusammengefasst. Es zeigt, dass viele dieser Räume einst Braukeller waren – Überreste einer Zeit, in der der Wohlstand der Torgauer Bürgerschaft buchstäblich auf Bier gebaut war.
zur Originalmeldung von Ralf Julke in der „Leipziger Zeitung“
