Verschollene Akten und verbrannte Frauen – Neue Einblicke in die Hexenprozesse von Hofheim

Die Geschichte der Hofheimer Hexenprozesse um 1597 bleibt unvollständig, denn die Originalakten über die verurteilten Frauen Linden und Clasin Mergin sind seit den 1950er Jahren verschollen. Dies berichtete die ehemalige Stadtarchivarin Roswitha Schlecker bei einem Vortrag über die Hexenverfolgungen in Hofheim. Ihre Recherchen zeigen, dass die beiden Frauen in Höchst verbrannt wurden – ein Schicksal, das auf der Grundlage späterer Quellen bekannt ist.

Schlecker stellte die Hofheimer Prozesse in einen weiteren Kontext und verglich sie mit jenen in Frankfurt, wo angeklagte Frauen in der Regel freigelassen oder verbannt wurden. Frankfurt, als weltoffene Messestadt, wollte keine Hinrichtungen vor den Toren dulden, während im kurmainzischen Hofheim auch ökonomische und machterhaltende Interessen eine Rolle spielten. Die Richtstätten lagen an erhöhten Orten, vermutlich an der Niederhofheimer Straße oder im Floßwald.

Das letzte dokumentierte Opfer, Elß Hahn aus Hattersheim, wurde 1601 verbrannt. Dank eines Frankfurter Anwalts blieb einer anderen Angeklagten jedoch das Todesurteil erspart. Gefangene waren im mächtigen Turm des ehemaligen Kellereigebäudes eingesperrt, an dem heute zwei Gedenkreliefs an die Opfer erinnern. Schlecker betonte, dass die Hexenprozesse kein reines Herrschaftsinstrument waren, sondern auch durch gegenseitige Denunziation innerhalb der Bevölkerung befeuert wurden.

zur Meldung von Manfred Becht bei der Frankfurter Neuen Presse