Wenn Gesichter sprechen – Ausstellung „Face2Face“ in Darmstadt
Wisch und weg — und doch: Gesichter bestimmen unser Leben mehr denn je. In der Ausstellung „Face2Face“ im Hessischen Landesmuseum Darmstadt entfaltet sich, so Christoph Schütte auf FAZ.de, auf rund 120 Arbeiten ein halbes Jahrtausend Porträtkunst. Sichtbar wird, wie Bilder Identität, Gefühl und gesellschaftliche Rollen formen. Ein Rundgang durch die Karl‑Freund‑Galerie führt von Dürers feinem Profil über Barock‑ und Romantikstudien bis zu modernen Selbstbildern und zeitgenössischen Übermalungen.
Die Schau spannt einen Bogen von der Entdeckung des Individuums im 16. Jahrhundert bis in die Gegenwart und setzt überraschende Akzente: Nicht allein die alten Meister, sondern filmische Gesichter — Asta Nielsen und ein zweijähriger Junge aus Victor Kossakovskys „Svyato“ — fungieren als emotionale Klammer. Liebe, Angst, Trauer, Empathie und Einsamkeit spiegeln sich in Tusche, Kreide, Kohle und Rötel; Beckmann, Grosz, Arnulf Rainer und Dieter Roth treten in Dialog mit Warhols Pop‑Ikonen und den Selbstinszenierungen der Moderne.
Im Zeitalter von Selfies und KI wirkt die Frage, wer wir sind und wie wir gesehen werden wollen, dringlicher denn je. „Face2Face“ lädt ein, genauer hinzusehen — und zu erkennen, dass das Gesicht seit fünf Jahrhunderten die Bühne bleibt, auf der das Menschsein verhandelt wird.
zum Artikel von Christoph Schütte auf FAZ.de
weitere Informationen auf der Website des Hessischen Landesmuseums Darmstadt
