Michelangelos kleiner Fuß: Unbekannte Studie für die Libysche Sibylle bei Christie’s
Eine nur 11,5 × 13,5 Zentimeter große Zeichnung eines Fußes, die ein Einreicher über die Online-Plattform von Christie’s zur Schätzung vorlegte, wird vom Auktionshaus als bislang unbekannte Originalstudie Michelangelos für die Libysche Sibylle in der Sixtinischen Kapelle präsentiert. Christie’s bringt das Blatt in London zur Ansicht und plant den Verkauf in New York mit einem Schätzpreis im Millionenbereich.
Entscheidend für die Zuschreibung war eine Entdeckung auf der Rückseite: Die Studie war auf ein anderes Papier aufgeklebt, sichtbar wurde dies erst durch Infrarotfotografie; dort finden sich weitere Skizzen in schwarzer Kreide, die mit einem Studienblatt im Metropolitan Museum in New York korrespondieren. Fachleute begrüßen den Fund als plausibel, mahnen aber zur Vorsicht und betonen, dass eine endgültige Zuschreibung das Originalstudium erfordert. Die alte Sammlungsaufschrift „Michelangelo Bona Roti“ sowie eine nachvollziehbare Provenienz bis zu einem Sammler aus dem 18.Jahrhundert stützen die Einordnung, doch die Kunstwelt kennt zahlreiche Nachahmungen und Überarbeitungen aus Schülerhand.
Mit Blick auf den Markt verortet sich die Taxe deutlich unter dem Rekordpreis für eine Michelangelo‑Zeichnung, soll aber Bieterwettstreit anregen. Ob das kleine Blatt seinen Anspruch als echte Neuentdeckung bestätigt, wird sich erst bei näherer wissenschaftlicher Prüfung und im Auktionssaal zeigen.
