Gerd Schwerhoff: Der Bauernkrieg. Geschichte einer wilden Handlung

Inhalt, Rezensionen und Linktipps

Cover des Buchs Der Bauernkrieg. Geschichte einer wilden Handlung von Gerd Schwerhoff

Cover des Buchs von Gerd Schwerhoff

Wer sich über die einzelnen Ereignisse des Bauernkrieges informieren möchte, sollte zu Gerd Schwerhoffs „Der Bauernkrieg. Geschichte einer wilden Handlung“ greifen. Auf 720 Seiten zeichnet er chronologisch die Ereignisse nach – beginnend mit einer Beschreibung des Heiligen Römischen Reiches um 1500, darin er den Übergang von Mittelalter zur Frühen Neuzeit und die politischen und gesellschaftlichen Zustände, die Ständegesellschaft und die Reichsverfassung, sowie die Rolle von Religion und Klerus dieser Zeit beschreibt.

Die ersten Unruhen werden kurz erklärt: die Bundschuh-Bewegungen am Oberrhein und der württembergische Arme Konrad, städtische und ländliche Proteste, aber auch Martin Luthers Rolle. Und dann geht es in den Südwesten des Reiches, zu den Anfängen oder Vorboten des Krieges, und schließlich ausführlich in die einzelnen Gebiete und Städte des Bauernkriegs – bis hin zur Niederschlagung der Bauern mit vielen Toten, ca. 70.000 sollen es gewesen sein.

Gerd Schwerhoff: Der Bauernkrieg. Geschichte einer wilden Handlung. Verlag C.H.Beck, München 2024. 724 S., 34,- EUR. (als Kindle-Version: 26,99 EUR)

Rezensionen

Der Hamburger Historiker Markus Friedrich ist im Feuilleton der FAZ (11.10.2024, kostenpflichtiger Artikel) voll des Lobes für Schwerhoffs Werk: Trotz der Fülle der Details verliere sich nirgendwo der rote Faden, es sei umsichtig und gut lesbar sowie „mit vorwärtsdrängender Dynamik“ geschrieben: „(…) stets ist die sichere Hand des Autors leserleitend präsent.“

Marion Dammaschke, stellvertretende Vorsitzende der Thomas-Müntzer-Gesellschaft, betont auf der Website „nd.Aktuell – Journalismus von links“ (08.10.2024), dass sich alle von ihr rezensierten Bücher zum Bauernkrieg durch „leserfreundliche und individuell-eingängige Schreibstile“ auszeiuchnen.

In dem Rezensionsforum und der Literaturzeitschrift literaturkritik (Ausgabe Januar 2025) lobt der Diplom-Physiker Manfred Orlick das Werk v.a. wegen seines (wenn auch kurzen) Blicks auf die Perspektive des Adels, also der Herrschenden, „deren Agieren ebenso vielfältig war wie bei den Bauernhaufen“.

Nach Meinung des Juristen und Historikers Harald Loch (Website der Aachener Zeitung, 10.11.2024) vom ist Schwerhoffs Buch ein bedeutsames „Nachschlagwerk für die Orts- und Regionalgeschichte“, weil es „im Stile eines Kriegstagebuches jedes Scharmützel, jede Schlacht und die in ihnen hervortretenden Persönlichkeiten“ beschreibe.

Oliver Pfohlmann, freier Literaturwissenschaftler und -kritiker, Autor und Lektor, sieht in Schwerhoffs Buch eine akribische Arbeit, die „Region für Region die Ereignisgeschichte“ wiedergibt und dabei gut lesbar bleibt – siehe den Beitrag in der Neuen Zürcher Zeitung vom 07.01.2025 (kostenpflichtig).

Als einziger Rezensent zeigt sich der Journalist Stefan Reinecke (taz.de vom 22.09.2024) nach der Lektüre von Schwerhoffs Bauernkrieg skeptisch. Schwerhoff bleibe teilweise zu sehr in seinem „Korsett von Ereignisgeschichte und Deutungskritik eingeschnürt“ – und so wisse man nach dem Lesen der über 700 Seiten eine Menge, aber u.U. nicht mehr, warum man das wissen wollte. Trotz der kleinteiligen Aufarbeitung bleibe es im Großen und Ganzen bei hinlänglich bekannten Erkenntnissen.

Gerd Schwerhoff über den Bauernkrieg: Linktipps

In seinem Blog Kliotop schreibt Schwerhoff immer wieder auch etwas zum Thema Bauernkrieg. In seinem aktuellen Beitrag „‚Bauernkrieg‘ – ein falsches Etikett?“ diskutiert er, inwieweit der Begriff „Bauernkrieg“ überhaupt berechtigt ist: Sind die Ereignisse zwischen 1524 und 1526 nicht deutlich mehr gewesen als ein Krieg von Bauern, ist die Fokussierung auf die Gewalt berechtigt? Schwerhoff bleibt dabei: Der Begriff habe weiterhin seine Berechtigung: Er bezeichnet „eine ziemlich einzigartige Massenerhebung“.

zum Blog-Artikel „‚Bauernkrieg‘ – ein falsches Etikett?“

Aus Anlass des 500-jährigen „Jubiläums“ des Bauernkriegs und des von Schwerhoff dazu herausgegebenen Buches darüber hat die Historikerin Ulrike Ludwig (Universität Münster) „über die aufständischen Bauern und ihre Ziele, über Verbündete und Gegner, Kriegsstrategien und Gewalt und über das letztliche Scheitern der Erhebung“ gesprochen. Das YouTube-Video ist über eine Stunde lang.

zum Interview von Ulrike Ludwig mit Gerd Schwerhoff

In einem Interview des Wissenschaftsportals für historische Geisteswissenschaften L.I.S.A. vom 10.01.2023 spricht Gerd Schwerhoff über die Deutungen des Bauernkriegs: von Leopold von Ranke (1795-1886) über den Nationalsozialismus, dem Geschichtsverständnis der DDR, den Forschungen zum  Jubiläumsjahr 1975  bis heute.

zum Interview mit Gerd Schwerhoff auf lisa.gerda-henkel-stiftung.de

Auf derselben Website findet sich zudem ein 51-minütiges Video mit einem Vortrag Schwerhoffs über den Bauernkrieg, aufgenommen am 05.11.2024 im Rahmen des „Forum Neuzeit“ an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf.

zum Vortrag auf der L.I.S.A.-Website