Bauernkrieg-Ausstellung in Schleusingen: Thema „Herrschaft“

(Zur Einleitung und zur Übersicht aller fünf Ausstellungen zum Bauernkrieg im Henneberger Land)

Von Kloster Veßra ging es weiter nach Schleusingen ins Schloss Bertholdsburg, das zunächst eine Burganlage war, ab dem 15. Jahrhundert zu einem prachtvollen Renaissanceschloss umgebaut wurde. Das NaturHistorische Museum Schloss Bertholdsburg bietet in den Räumlichkeiten der ehemaligen Hofküche eine Ausstellung darüber, was in einem Herrschaftsbau im Angesicht der drohenden Gefahr durch die Aufständischen vor sich ging.

Die Herrschenden schauten mit großer Sorge auf die Vorgänge im deutschen Raum: Was würde passieren, wenn Tausende Bauern vor meinem Schloss, meiner Burg stehen? Graf Wilhelm von Henneberg (1478-1559), Herrscher über große Teile des Henneberger Landes, mag ebenso empfunden haben, als er vermerkte, dass sich zwei Haufen, der Werrahaufen und der Bildhäuser Haufen, aufgemacht hatten in Richtung seines Landes. Der Graf wusste sich nicht mehr anders zu helfen, als sich mit den Bauern zu verbünden – seine Urkunde dazu ist in der Ausstellung zu sehen. Später tat sich der Graf aber mit anderen Landesherren zusammen und schlug die Aufstände mit großer Härte nieder.

Weitere Geschehnisse rund um das Thema Herrschaft und Bauernkrieg finden sich auch in einem Zeitstrahl. Eine schöne Idee ist die lebensgroße Figur der Anastasia von Brandenburg (1478-1534), Gattin des zuvor erwähnten Grafen. Per Knopfdruck können ihr 5 Fragen zum Bauernkrieg gestellt werden – ihre Antworten zeigen die Sicht der Herrschenden auf den Krieg auf.

Eine schöne Ausstellung in einem schönen Gebäude!

Weitere Informationen:

Ein paar Bilder der Ausstellung

3 Fragen an Dr. Janis Witowski, den stellvertretenden Direktor des NaturHistorischen Museums Schloss Bertholdsburg Schleusingen

Was verbindet das Thema „Herrschaft“ mit dem Bauernkrieg?

Witowski: Auch wenn Graf Wilhelm von Henneberg glaubte, die Aufstände richteten sich ausschließlich gegen geistliche Herrschaften, wie z. B. den Bischof von Würzburg, musste er doch bald herausfinden, dass auch seine Herrschaft in Gefahr geriet. Ganz der Landesherr versuchte er seine aufständischen Untertanen zunächst durch Mahnungen und Drohungen von einer Beteiligung an den Aufständen abzuhalten, was nicht fruchtete.

Anfang Mai 1525 sah Wilhelm ein, dass er in Verhandlungen mit den Aufständischen gehen musste und schloss sich ihnen aus Pragmatismus an. Seine Haltung änderte sich, als er sah, dass seine Standesgenossen militärisch gegen die Empörung vorging: Er beteiligte sich am Kampf gegen die Bauern.

Hat sich das Herrschaftsgefüge durch den Bauernkrieg verändert? 

Witowski: Nicht langfristig. Als der Bischof von Würzburg, Konrad II. von Thüngen, wegen der Aufstände in Bedrängnis geriet, sah Wilhelm von Henneberg eine Gelegenheit gekommen, einen alten Machtkampf zu seinen Gunsten zu entscheiden; zwischenzeitlich spielte er sogar mit dem Gedanken, Würzburg mit Hilfe der Bauern in ein weltliches Herzogtum umzuwandeln. All das wurde hinfällig, nachdem die Grafschaft Henneberg selbst in Mitleidenschaft gezogen worden war.

Nach der Niederschlagung der Aufstände wurden die alten Herrschaftsverhältnis im Wesentlichen wiederhergestellt: Der Bischof von Würzburg und das Domkapitel behielten die Kontrolle über das Hochstift; die alten Konflikte mit dem Grafen von Henneberg um Rang und Vorrang gingen weiter.

Gibt es eine Geschichte oder ein Geschehnis rund um das Thema „Bauernkrieg/Klöster“, die bzw. das Ihnen besonders aufgefallen ist?

Witowski: Mir ist bei der Vorbereitung der Ausstellung mehr und mehr bewusst geworden, wie viele Informationen und Nachrichten während des Bauernkriegs hin- und hergegangen sind. Kommunikation – wir können vor allem die schriftliche fassen – spielte eine wichtige Rolle. Gleichzeitig ist es nicht immer möglich, die Wahrheit von der Unwahrheit zu unterscheiden.

Vom 3. Mai 1525 gibt es ein Schreiben eines Brandenburger Markgrafen an seinen Verwandten den Herzog von Preußen, in dem er die angeblichen Geschehnisse in Schleusingen darlegt. Er berichtet, wie die Bauern vor das Schleusinger Schloss, die Residenz Graf Wilhelms von Henneberg gezogen seien, Burg und Stadt eingenommen und den Grafen vertrieben hätten. Die hochschwangere Ehefrau des Grafen, Anastasia, habe man vor den versammelten Bauernhaufen treten lassen, sie ihrer kostbaren Gewänder beraubt und ihr das schmutzige Kleid einer Bäuerin hingeworfen.

Diese Episode hat niemals stattgefunden. Schleusingen ist nicht eingenommen, der Graf nicht vertrieben und Anastasia nicht gedemütigt worden. An dem Tag, als dieser Brief geschrieben wurde, hat sich Wilhelm von Henneberg mit den Aufständischen verbündet. Keine andere Quelle berichtet von diesen Ereignissen.

Nun wissen wir nicht, ob hier ganz bewusst ein Gerücht gestreut worden ist, das das Unrecht des Aufstands unterstreichen sollte, oder ob der Verfasser des Briefes selbst einer Falschmeldung auf den Leim gegangen ist.