Bauernkrieg-Ausstellung in Kloster Veßra: Thema „Klöster“

(Zur Einleitung und zur Übersicht aller fünf Ausstellungen zum Bauernkrieg im Henneberger Land)

Überreste der Klosterkirche

Überreste der Klosterkirche, Kloster Veßra

Denke ich an diese Ausstellung zurück, kommen mir als erstes die Videos in den Sinn: Zwei Darsteller spielen zeitgenössische Stadtbürger (Georg Delhut und Bastian Cordes) aus Themar, einer kleinen Stadt in der Nähe des Klosters Veßra im südlichen Thüringen. Sie haben den Bauern geholfen und sind nun dafür bestraft worden. Es sind kurze und einfache, aber sehr eindrückliche Videos, die die möglichen Gefühle zweier Personen, die eigentlich nur das Beste für ihre Stadt wollten, sehr gut widerspiegeln: ihre Zerrissenheit und ihre Liebe zu ihrer Heimatstadt Themar. Ein drittes Video zeigt die Rolle einer Nonne aus dem nahegelegenen Kloster Trostadt, das 1525 geschlossen wurde: Die Tochter des Wilhelm IV. von Henneburg erzählt darin von Ihrer Verheiratung mit Johann VII. von Sayn, Graf zu Wittgenstein.

Die Ausstellung befindet sich in einem Freilichtmuseum rund um die Ruine der Klosterkirche Veßra. Ursprünglich als Prämonstratenserstift gegründet (12. Jahrhundert), war es zunächst ein Doppelkloster für Frauen und Männer. Die Frauen zogen jedoch nach einem Brand (1177) in ein das genannte Kloster Trostadt. In den Folgejahrhunderten entwickelte sich das Kloster Veßra zu einem „der politischen, ökonomischen und kulturellen Mittelpunkte des Henneberger Landes“ (s. die Website „Museum Virtuell“ https://museum-virtuell.com/virtuell-erleben/kloster-vessra/, nach einem Text des Museums). Im Bauernkrieg wurde das Kloster besetzt, aber nicht zerstört. Die Klosterkirche brannte 1939 bis auf einige Mauern nieder.

Neben allgemeinen Informationen finden die Besucher*innen Erklärungen, wie ein „Gotteshaus zur Zielscheibe“ (aus der Überschrift einer Informationstafel) werden konnte und welche Klöster des Henneberger Landes von den Aufständischen angegriffen wurden. Auch die Zusammenhänge von Kirche, Theologie und Bauernkrieg werden näher beleuchtet: die Rolle der katholischen Kirche um 1500 ebenso wie die der Reformatoren, Täufer und Apokalyptiker. Spannend, wenngleich ich mir hierbei einen stärkeren Bezug zur Lage im Henneberger Land gewünscht hätte – dann aber hätte die Ausstellung ggf. deutlich mehr Platz gebraucht.

Weitere Informationen:

Ein paar Bilder der Ausstellung

3 Fragen an Ingo Weidig, Direktor des Hennebergischen Museums Kloster Veßra

Was verbindet das Thema „Klöster“ mit dem Bauernkrieg?

Weidig: Das ist eigentlich komplexer, da Sie den damaligen Zeitgeist bzw. die Gedankenwelt der Menschen betrachten müssen: Der Bauernkrieg von 1525 richtet sich nicht vorrangig gegen die alte Ordnung. Die Aufständischen, wie der Werrahaufen, versuchen sogar weltliche und geistliche Herrscher für ihre Sache zu gewinnen. So müssen sich zum Beispiel der Ritter Hans von Völkershausen (bei Vacha) und Graf Wilhelm IV. von Henneberg zu den Zwölf Artikeln bekennen.

Aber Klöster werden zur Zielscheibe. Als Symbole der alten Ordnung und als Empfänger beträchtlicher Zehntabgaben werden sie zum Feindbild vieler armer Menschen. Weiter findet sich kein Wort in Bibel über Klöster und ihre Ansprüche. Ähnlich dem Zitat aus England „Als Adam grub und Eva spann, wo war denn da der Edelmann“.

Klöster verfügen über große Nahrungsmittelvorräte, die für die Versorgung der Bauernheere wie des 8.000 bis 12.000 Personen starken Werrahaufens benötigt werden. Zudem beherbergen die klösterlichen Kanzleien wichtige Dokumente wie Abgabelisten, Besitzurkunden und Schuldscheine, die als ungerecht empfunden werden.

Die Klöster sind aufgrund ihrer geringen Verteidigungsfähigkeit im Vergleich zu Burgen oder Städten leicht zu plündern. Trotz der Übergriffe verlaufen die meisten Plünderungen glimpflich. Bemerkenswert ist, dass sich nicht wenige Geistliche dem Aufstand angeschlossen haben.

Sind viele Klöster im Henneberger Land durch den Bauernkrieg zerstört oder beschädigt worden?

Es sind alle Klöster geplündert wurden, die auf dem Weg der Haufen lagen. Das endgültige Aus beschlossen aber entweder die Landesherren oder die Reformation. Für das Henneberger Land ist das Jahr 1544 entscheidend. Da wird die Reformation angenommen.

Gibt es eine Geschichte oder ein Geschehnis rund um das Thema „Bauernkrieg/Klöster“, die bzw. das Ihnen besonders aufgefallen ist?

Dass der Werrahaufen dem Kloster Herrenbreitungen angeboten hat, die Nahrungsmittel abzukaufen. Der Deal kam aber nicht zustande, da der dortige Abt schon auf der Flucht war und nachdem er umgekehrt war, hatten sich alle schon an den Vorräten satt gegessen und getrunken.