Ein Monument in Papier: Dürer neu entdeckt

Uwe Kammann, ehemaliger Geschäftsführer des Grimme-Instituts in Marl, bespricht für das Online-Magazin für Kunst, Kultur und Lebensart, FeuilletonFrankfurt, einen neuen Bildband zu Albrecht Dürer, das das Werk des Nürnberger Meisters in einer bisher unerreichten Vollständigkeit und Brillanz auf den Tisch bringt – oder besser: auf das Lesepult. Herausgegeben von Christof Metzger, Karl Schütz und Julia Zaunbauer, vereint der überdimensionale Band nahezu achtzig Gemälde sowie hunderte Druckgrafiken und Zeichnungen in farbentreuen Reproduktionen, die dem Original erstaunlich nahekommen.

Doch die Pracht endet nicht beim Bild. Die kundigen Begleittexte führen durch Dürers Lebens- und Werkphasen, von den Anfängen eines spätgotisch geprägten Lehrlings bis zum reifen Universalkünstler des 16. Jahrhunderts, der die deutsche Kunst in den Rang europäischer Renaissance brachte. Kammann betont, wie das Buch den Blick auf Dürer weitet – jenseits bekannter Ikonen wie der „Betenden Hände“ oder des „Feldhasen“. Statt frommer Verehrung bietet sich hier ein forschender Zugang: Dürer als Analytiker des Menschen, des Körpers und des Zweifels.

Die opulente Ausstattung – 800 Seiten, fast acht Kilogramm Gewicht – macht den Band selbst zu einem Kunstobjekt. Kein Lesestoff für nebenbei, sondern eine Einladung, die Grenzen zwischen Buch, Ausstellung und Studienobjekt neu zu denken.

zur Meldung von Uwe Kammann im FeuilletonFrankfurt