Weimar zwischen Himmel und Erde – 250 Jahre Goethe und das Ringen um Glauben, Geist und Freiheit
Ein Jubiläum voller Sinnsuche: 250 Jahre ist es her, dass Johann Wolfgang von Goethe im November 1775 nach Weimar kam – ein Moment, der zur Geburtsstunde einer geistigen Landschaft wurde, in der Dichtung, Philosophie und Religion unauflöslich verwoben sind. Das Themenjahr 2025 lässt diese Welt neu aufleben. Zwischen Theaterplatz, Herderkirche und Nietzsche-Archiv erzählt Weimar von einem Jahrhundert der Fragen: nach Gott, dem Menschen und der Wahrheit.
Im Mittelpunkt steht das Goethe-Schiller-Denkmal, dessen Bronze aus eingeschmolzenen Kanonen gegossen wurde – ein Denkmal des Friedens und Symbol dafür, dass geistige Größe keine Grenzen kennt. Von hier führt der Weg durch Stadträume, Sammlungen und Kirchen, in denen sich Geschichte überlagert: Luthers Reformation, Goethes „Faust“-Welt und Nietzsches Kampf um neue Werte.
Im Goethe- und Schiller-Archiv kann man die Handschriften sehen, auf denen sich Tintenkleckse mit Gedankenrissen mischen – Zeugnisse eines Lebenswerks, das Glauben als Experiment begreift. Im Schiller-Museum verwandeln sich Goethes Visionen in großformatige Bilder und Gedankenwolken. Und wer am Ende die Herderkirche betritt, steht vor Cranachs Reformationsaltar: Ursprung jener Freiheit, die Goethe und Herder prägte.
Weimar bleibt so nicht nur ein Ort der Erinnerung, sondern ein geistiger Resonanzraum – zwischen Bibel und Vernunft, zwischen Luther und Nietzsche, zwischen Andacht und Aufbruch. Wo Goethe einst suchte, findet heute jeder, der den Blick hebt, ein Stück Ewigkeit im Wandel der Zeit.
zum Artikel von Timo Lechner im evangelischen Online-Magazin „Sonntagsblatt“