Aufstand, Urfehde, Überleben: Der Schwarzwälder Haufen und der Bauernkrieg 1525
Der Bauernkrieg von 1525 erreichte auch den Raum Schramberg und hinterließ Spuren von Aufruhr, Flucht und juristischer Nachwirkung. Vor fünf Jahrhunderten erhoben sich Hunderttausende Landbewohner, formulierten die zwölf Artikel als Forderung nach fairen Gerichten, freiem Zugang zu Jagd und Holz sowie einer Begrenzung der Frondienste und verlangten zugleich kirchliche Reformen. In der Region formierte sich der sogenannte „Schwarzwälder Haufen“, dessen Männer Dörfer und Schlösser besetzten, Städte wie Sulz eroberten und unter Führung lokaler Anführer wie Thomas Mayer weiterzogen.
Auch in unmittelbarer Nähe von Schramberg zeigen Quellen Spuren: Bauern nutzten offenbar die Burg Schilteck als Stützpunkt, ohne sie zu zerstören, und Berichte über Unruhen in Orten wie Heiligenbronn bleiben in der Überlieferung umstritten. Adlige suchten Schutz in Rottweil, während Dörfer wie Seedorf so aufrührerisch wurden, dass Herren fliehen mussten und Frauen mit Gefangennahme drohten. Nach dem Scheitern des Aufstands zwangen die Mächtigen die Überlebenden zur Unterwerfung; Urfehden dokumentieren das erzwungene Schwören auf Nichtwiederholung, oft verbunden mit Geldstrafen und Bewaffnungs- oder Wirtshausverboten.
Konkrete Namen machen die Bewegung greifbar: Der Seedorfer Bauer Berthold Wolff erscheint in Urkunden, die Brüder Benedikt und Matthias Kimmich aus Rötenberg sind als Aufständische belegt und wurden später gegen Zahlung und Eid wieder freigelassen. Familiennetzwerke und Nachbarschaftsverbindungen zeigen, wie eng verwoben die Aufständischen waren; zahlreiche Ungmach-, Metzer- und von Thal-Namen deuten auf verwandtschaftliche Strukturen hin, die den Aufstand trugen.
Die militärische Niederlage bei Böblingen am 12. Mai 1525 war verheerend: Der Schwäbische Bund unter Georg III. Truchsess von Waldburg schlug die Bauern mit enormen Verlusten. Die Folgen waren harte Repression, aber auch ein neues Bewusstsein für gegenseitige Abhängigkeit zwischen Ständen. Dort, wo Herren milde urteilten, kehrte langfristig Ruhe ein; andernorts flammten lokale Aufstände erneut auf. Die Urfehden und Strafakten im Hauptstaatsarchiv Stuttgart bleiben stumme Zeugen eines Aufstands, der Forderungen nach Gerechtigkeit und Selbstbestimmung formulierte und die Region nachhaltig prägte.
zum Artikel von David Kuhner in der „Neuen Rottweiler Zeitung“