Anton Wilhelm Amo – Der Philosoph zwischen zwei Welten

Im 18. Jahrhundert, im Zeitalter der Aufklärung, als Vernunft und Selbstbestimmung zum Maßstab der neuen Zeit wurden, trat ein Denker hervor, dessen Biografie kaum in die gewohnten Raster passt: Anton Wilhelm Amo, der erste schwarze Philosoph Deutschlands. Geboren um 1700 an der westafrikanischen Küste, als Kind nach Europa gebracht und am Hof von Wolfenbüttel getauft, gelang ihm eine außergewöhnliche Laufbahn – vom Hofdiener zum Gelehrten an den Universitäten Halle, Wittenberg und Jena.

Wie Oliver Noffke berichtet, sind viele Details seines Lebens unbekannt: Spärliche Akten, widersprüchliche Daten und ein verschollenes Hauptwerk – De jure maurorum in Europa („Über die Rechte der Schwarzen in Europa“) – lassen Raum für Spekulation. Sicher ist nur: Amo trat in den Dialog mit den großen Denkern seiner Zeit. In seiner erhaltenen Schrift De humanae mentis apatheia widersprach er René Descartes’ Dualismus von Leib und Seele und setzte der Formel „Ich denke, also bin ich“ sinngemäß entgegen: „Ich fühle, also bin ich.“

Amo verkörpert die Widersprüche einer Zeit, in der Aufklärung und Kolonialismus, Gleichheitsidee und Sklavenhandel nebeneinander bestanden. Seine Geschichte ist die eines Gelehrten zwischen Kontinenten – und eines Menschen, dem Europa Bewunderung und Abwehr zugleich entgegenbrachte.

zum Artikel von Oliver Noffke über Anton Wilhelm Amo und der Spurensuche nach seinem Denken auf den Seiten des rbb