Beginn des Bauernkrieges 1525
Orte und Personen
(Teil 2 des Artikels „Geschichte des Bauernkriegs 1525“; zur Einleitung)
Ein Mann der ersten Bauernkriegs-Stunde war Hans Müller, geboren um 1490 wahrscheinlich in Bulgenbach, einer Siedlung im Landkreis Waldshut (Südschwarzwald). Über ihn gibt es eine Erzählung und einen Roman (siehe den Wikipedia-Artikel zu Müller), auch ein Verein wurde vor über 40 Jahren in Bulgenbach gegründet, die „Hans Müller Gruppe – Bulgenbach e.V.“, die auf einer schön gestalteten Website Informationen zu Hans Müller bereithält.
Gemäß dieser Website und Gerd Schwerhoff (Der Bauernkrieg, 2024, S. 77) trat Müller wohl ab August 1524 in Erscheinung, in den Akten wird er erst Mitte September oder Oktober genannt (ebd., S. 78 und S. 86) . Wie auch immer – Müller war laut dem zeitgenössischen Chronisten Andreas Lettsch ein kriegserfahrener Mann, der als Söldner in Frankreich unterwegs und gleichzeitig ein überzeugender Redner war.

Gebiet (orange), in dem der Bauernkrieg seinen Anfang genommen hat. Karte: Michael Schnell
Ungefähr 20 Kilometer von Müllers Heimatdorf entfernt liegt Stühlingen, heute eine Kleinstadt direkt an der Grenze zur Schweiz. Die Gegend, die Landgrafschaft Stühlingen, gilt zusammen mit dem nordwestlich vom Bodensee befindlichen Landstrich Hegau als eine der Keimzellen des Bauernkriegs.
Die Bauern Stühlingens zogen am 23. Juni 1524 bewaffnet zum Schloss von Graf Sigmund und stellten einzelne Forderungen auf. Wie genau die Forderungen lauteten und wie radikal diese waren, ist schwer zu sagen. Später ist von Abgaben und Diensten, aber auch von der Nutzung des Waldes und des Flusses die Rede (s. Schwerhoff: Der Bauernkrieg, 2024, S. 77). Sigmund schaltete die für seinen Bezirk zuständigen österreichischen Regierungsstellen ein. Die Herrschenden befürchteten, dass es zu größeren Aufständen kommen könne. Bereits im August gab es offenbar Pläne, gewaltsam gegen die Bauern vorzugehen, doch dazu kam es erst später.
Hans Müller wurde rasch der Anführer des Stühlinger Haufens. Der Begriff „Haufen“ bezeichnete übrigens eine Gruppe bewaffneter Bauern, der sich weitere Bauern aus der Umgebung anschließen konnten. Teilweise schlossen sich auch einzelne regionale Haufen zusammen – so verbündeten sich wohl auch die Stühlinger Bauern mit denen aus Waldshut und dem Schwarzwald und wurden künftig als „Schwarzwälder Haufen“ bezeichnet.
Hans Müller war schon bald der wichtigste Bauernführer in der Schwarzwaldregion. Zunächst gründete sich ein Fähnlein, ab dem 17. Jahrhundert bis heute würde man Kompanie dazu sagen: eine kleinere militärisch ausgerichtete Truppe mit Hauptleuten und Feldwebeln, die sich um eine Fahne gruppierten. Anfang September brachen 800 Bauern auf. Ihr Ziel war die Stadt Waldshut – eine Stadt mit reformatorischen Bestrebungen: Die katholischen Geistlichen hatten die Stadt bereits im Mai 1524 verlassen müssen. Im Oktober 1524 kehrte der frühere katholische Universitätsprofessor und Prediger Balthasar Hubmaier in die Stadt zurück, in der er schon einmal gewirkt hatte. Nun wollte er die Reformation durchsetzen.
Auch die Bauern aus dem Hegau, einer Landschaft nicht weit entfernt von Stühlingen in östlicher Richtung, sowie aus der Landgrafschaft Klettgau (südlich von Stühlingen) rebellierten nun gegen ihre Herren. Es wurde unruhig im Südwesten des heutigen Deutschlands und in einem kleinen Teil Frankens: In Forchheim, einer kleinen Stadt im Hochstift Bamberg, entzündeten sich die Unruhen an dem Verbot, im Teich des Domprobstes zu fischen. Ackerbürger stürmten das Rathaus; später schlossen sich ihnen die Bauern der Umgebung an. Sie alle forderten, weniger Abgaben zahlen zu müssen, die Streichung einiger Privilegien der Geistlichen sowie Freiheiten bei der Jagd, dem Fischfang und der Wildnutzung (Schwerhoff: Der Bauernkrieg, 2024, S. 60). Damit kommen wir zum nächsten Punkt: