Heinrich Bullinger: 12.000 Reformationsbriefe online zugänglich
Heinrich Bullinger (1504–1575), Nachfolger Zwinglis und zentrale Gestalt der Zürcher Reformation, hinterließ eine gewaltige Korrespondenz von rund 12.000 erhaltenen Briefen aus 52 Jahren. Etwa 2.000 davon verfasste er selbst, 10.000 erhielt er aus ganz Europa. Diese Briefe – der umfangreichste überlieferte Gelehrtenbriefwechsel der Schweiz – dokumentieren religiöse, politische und alltägliche Themen der Reformationszeit.
Das Projekt „Bullinger Digital 2.0“, geleitet vom Institut für Computerlinguistik der Universität Zürich, hat in fünf Jahren den gesamten Bestand digital zugänglich gemacht. Die Plattform des Zürcher Staatsarchivs bietet Volltextsuche, thematische Verschlagwortung und Scans aller Dokumente. Dabei kamen modernste Technologien wie Künstliche Intelligenz, maschinelle Transkription und Named Entity Recognition zum Einsatz.
Citizen Scientists unterstützten die Kontrolle der automatisch erkannten Namen und halfen, die enorme Vielfalt an Handschriften, Schreibweisen und lateinischen wie deutschsprachigen Textstellen zu erschließen. Komplexe Sprachwechsel und schwer lesbare Manuskripte stellten besondere Herausforderungen dar.
Dank dieser interdisziplinären Zusammenarbeit von Historiker:innen, Informatiker:innen und Sprachwissenschaftler:innen steht Bullingers Erbe nun der Forschung und Öffentlichkeit offen – als digitales Fenster in eine bewegte Epoche der europäischen Geschichte.