Sterben, Tod und Jenseits – die Ansichten in Spätmittelalter und Früher Neuzeit
Grundlagen
In Spätmittelalter und Früher Neuzeit war der Tod „lediglich“ ein Übergang vom Diesseits in ein Jenseits, das als real empfunden wurde. Diese Anschauungen stützten sich zunächst einmal auf die Lehren der Bibel:
„Durch einen einzigen Menschen kam die Sünde in die Welt und durch die Sünde der Tod, und auf diese Weise gelangte der Tod zu allen Menschen, weil alle sündigten“, heißt es im Römerbrief (5,12) des Paulus. Der Sündenfall im Paradies vereitelte das ewige Leben. Doch Gott schuf, so heißt es in den weiteren Worten des Apostels, eine Möglichkeit, die Ewigkeit zurückzuerlangen: Der Opfertod Jesu Christi gebe dem Menschen die Gelegenheit, der Sündhaftigkeit und damit des Todes ledig zu werden.
Doch nicht jeder sollte davon profitieren können: „Nach seinem Leben in dieser Welt geht der Mensch entweder in eine höhere, als himmlisch oder gottesverbunden aufgefasste, oder in eine niedere, als unterirdisch und von Gott getrennt aufgefasste Existenz über.“ (RGG 3, S. 403) Himmel, Welt und Unterwelt – das ist die Gliederung des Weltganzen, die grundlegend ist für die Lehren des Neuen Testaments der Bibel.
Welche Faktoren im Einzelnen dafür ausschlaggebend sein würden, dass jemand nach seinem Ableben „nach oben“ oder „nach unten“ gehen musste – darüber freilich gab es im Laufe der Zeit geteilte Meinungen.
Anhang: Bilder zur Geschichte von Sterben, Tod und Jenseits
Lukas Cranach d. Ä.: Adam und Eva, 1526
Das Bildnis „Adam und Eva“ aus dem Jahre 1526 zeigt das erste Menschenpaar im Paradies. Der vertikale Bildaufbau zeigt Adam links und Eva rechts vom Baum, dessen Früchte für die Menschen zu essen verboten war. Über ihren Köpfen schlängelt sich eine grüne Schlange. Sie, die für das Böse, die Verführung, den Teufel selbst steht, hat Eva die Frucht mit dem Argument schmackhaft gemacht, sie würde werden wie Gott, erkennend Gut und Böse.
Während Adam etwas nachdenklich und zweifelnd schaut – vielleicht ist auch sein Kopfkratzen dahin gehend zu deuten -, blickt Eva kess und fordernd.
Interessant ist die Darstellung der rechten Hand Evas, bei der man den Eindruck hat, dass die Perspektive nicht stimmt. Fast ist zu vermuten, Eva habe eine zweite linke Hand: Der Daumen müsste bei der Sichtbarkeit der anderen Finger (selbst des kleinen, des 5.) zumindest ansatzweise zu sehen sein. Wie dies zu deuten ist, bleibt mir verschlossen.
Leben und Werk Lukas Cranachs d.Ä.:
- 1472 geboren in Kronach
- um 1500 Aufenthalt in Wien
- 1505 Friedrich III., der Weise, ernennt ihn zum Hofmaler
- 1510/11 Heirat der Ratsherrntochter Barbara Brengbier
- 1515 Geburt des Sohnes Lukas („der Jüngere“)
- ab 1519 u.a. Ratsherr, Kämmerer und Bürgermeister in Wittenberg
- ab 1542 Bildberichterstatter in den Religionskriegen
- 1553 gest. in Weimar
Natur- und Menschendarstellung verbinden sich zu einer Einheit – dies ist eine der Hauptkennzeichen der sogenannten Donauer Schule, die Anfang des 16. Jahrhunderts im bayerisch-österreichischen Donaugebiet ihren Anfang nimmt. Lukas Cranchs d.Ä. Frühwerk ist charakteristisch für diese Kunstrichtung.
Als Hofmaler Friedrichs des Weisen engagierte er sich schon bald als Unterstützer der Reformation. Er malte mehrmals Martin Luther, illustrierte die lutherische Bibelübersetzung und begründete die protestantische Ikonographie.
Nach 1520 schuf er zudem etliche Frauenbildnisse, vielfach Akte: 40 Bildnisse der Lukretia, die sich selbst tötete und damit den Anlass zum Sturz des römischen Königtums (509 v.Chr.) gab, sowie über 30 Varianten von „Adam und Eva“.
Insgesamt umfasst sein Werk mehr als 1000 bekannte Gemälde.