Sterben, Tod und Jenseits – die Ansichten in Spätmittelalter und Früher Neuzeit

… und in der Realität …

… sah so manches freilich anders aus.

Die Zustände z.B. während des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648) ließen gute Ratschläge zu einem christlichen Tod in den Hintergrund treten.

Krieg, Hunger und Pest ließen geregelte Sterbefürsorge und Bestattungen kaum noch zu. Aus Angst, sich mit einer todbringenden Krankheit anzustecken (wenngleich Ansteckung etwas anders bedeutete als heute), suchte man die Sterbenden abzusondern, die Toten schnell aus der Stadt zu bringen und zu vergraben.

Die Armen konnten sich einen Pfarrer kaum leisten – wenn es überhaupt noch einen Geistlichen für die „letzte Ölung“ in der Stadt gab. Manche waren geflohen, andere weigerten sich, Krankenbesuche zu machen und etliche hatten auch selbst den Tod gefunden.

Tote wurden in Massengräber verscharrt, selbst Särge gedachte die Obrigkeit zu verbieten: Die Verwesung könnte so zu lange dauern. Und die schädlichen Dämpfe der Leichname um so länger die Luft verderben. Dort, wo es noch ein Zeremoniell gab – z.B. für die Reicheren – fiel es doch knapper aus, meist waren nur der Totengräber und seine Gehilfen zur Stelle. (Münch, Lebensformen, S. 484) Wenn überhaupt: „Ietzunder erhube sich ein solcher mangel an todtengräbern (dann derselben gar vil starben) das offt die haußgenossen, den verstorbenen selbert die gräber machen, vnnd die nachbarn einander haben hinauß tragen müssen“, heißt es in der Chronik des Ulmer Ratsherrn Joseph Furttenbach. Und so versicherte sich der Bürger der Hilfe seiner Freunde und Nachbarn, die ihn im Falle seines Todes ein annehmbares Begräbnis bereiten sollten.

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Anhang: Bilder zur Geschichte von Sterben, Tod und Jenseits

Mattia Preti: Entwurf für das Pest-Fresko, 1656; Neapel, Galleria Nazionale di Capodimonte

Mattia Preti: Entwurf für das Pest-Fresko, 1656; Neapel, Galleria Nazionale di Capodimonte; Quelle: Wikimedia Commons / The Yorck Project: 10.000 Meisterwerke der Malerei. DVD-ROM, 2002. ISBN 3936122202. Distributed by DIRECTMEDIA Publishing GmbH.

Mattia Preti: Entwurf für das Pest-Fresko, 1656; Neapel, Galleria Nazionale di Capodimonte; Quelle: Wikimedia Commons / The Yorck Project: 10.000 Meisterwerke der Malerei. DVD-ROM, 2002. ISBN 3936122202. Distributed by DIRECTMEDIA Publishing GmbH.

Beeinflusst von Michelangelo (1571-1610), von Paolo Veronese (1528-1588) und Pietro da Cortona (1596-1669) schuf Mattia Preti Bilder, die sich durch „kräftigen Malstil“, „farbiger Lichtwirkung“ und „realistischer Figurenauffassung“ (Harenberg Malerlexikon, S. 824) auszeichnete. So auch das Werk „Entwurf für das Pest-Fresko.

Es kann in drei vertikale Bereiche unterteilt werden: Oben steht mittig die Gottesmutter Maria, mit wehendem Gewand das Jesusbaby tragend. Links und rechts von ihr zeigen sich, betend und flehend zu ihr aufschauend, Geistliche und Maria Magdalena (?). Unter Maria ist der richtende Erzengel Michael zu sehen, der ebenfalls zu ihr hoch schaut. Unten schließlich sind die Toten, Sterbenden und einige Helfer.

Leben und Werk Mattia Pretis:

  • 1613 geb. in Taverna (Italien)
  • vor 1640 wohl Reisen nachBologna, Parma, Venedig und Modena
  • 1641 Beitritt zum Malteserorden
  • ab 1644 tätig in Modena
  • ab 1650 in Rom
  • ab 1653 in Neapel
  • ab 1661 als Cavaliere di garzia des Malteserordens auf Malta
  • 1699 gest. auf Malta

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Hans Memling: Das Jüngste Gericht

Hans Memling: Altar des Jacopo Tani, Mitteltafel: Jüngstes Gericht, 1471/73; Gdansk, Muzeum Pomorskie

Hans Memling: Das Jüngste Gericht, Altar des Jacopo Tani, 1471/73;
Gdansk, Muzeum Pomorskie; Herkunft/Fotograf: www.aiwaz.net

Jacopo Tani war der Manager der Bank der Medici in Brügge und bestellte bei Hans Memling ein Altarbild für seine neu gegründete Kapelle in Florenz. Bedingt durch die Kriegswirren des letzten jahrhunderts landete das Bild schließlich in Danzig (Gdansk), wo es auch heute noch im Nationalmuseum zu sehen ist.

Das 222 x 160 cm große Bild (ohne Flügel) baut sich, symmetrisch in der Vertikalen, rund um den Regenbogen auf, der, nach der Geschichte von der Sintflut des AT (Genesis 9), ein Sinnbild für den Bund zwischen Gott und den Menschen darstellt.

Zwei Himmelsgestalten beherrschen in der Senkrechten die Szene: oben Christus vor einem leuchtendem Hintergrund, unten der richtende Erzengel Michael.

Christus sitzt auf dem Bogen, die Füße auf der Weltkugel. Links und rechts sitzen oder knien die Heiligen und Maria. Christi rechte Hand zeigt das Segenszeichen. Die Wunde des Speeres, der ihn am Kreuz durchstach, ist ebenso noch zu sehen wie die Wunden an den Füßen. Links neben seinem Kopf die Lilie, rechts das Schwert – zwei typische Merkmale christlicher Ikonographie. Sie bedeuten Erlösung und Zorn über die Verfluchten.

Der Erzengel Michael, gekleidet in zeitgenössischer Soldatenmontur, wiegt die toten Seelen, die aus dem Erdreich aufsteigen. Nach rechts werden sie von teuflischen Wesen, fünf an der Zahl (eines links), zusammengedrängt. Links sind die Gerechten, um die ein Engel gegen ein Teufelswesen kämpfen muss. Der Boden hier ist hoffnungsvoll grün, rechts braun und dunkel. Strahlende Farben hingegen gibt es nur im Himmelreich.

Leben und Werk Hans Memlings

  • 1433 geboren in Seligenstadt
  • 1478 erste urkundliche Erwähnung in Brügge, wo er bereits einige Jahre lebte
  • 1495 gestorben in Brügge

Hans Memling war einer der führenden flämischen Maler der Brügger Schule. Beeinflusst war er von den Werken Roger van der Weyden (um 1400-1460), aber auch Jan van Eyck (um 1390-1441), Dieric Bouts (gest. 1475) und Hugo van der Goes (um 1440-1482).

Zu seinen Hauptwerken sind u.a. das Flügelaltarbild für Jacopo Tani mit einer Darstellung des Jüngsten Gerichts (1471/73), das Flügelaltarbild über die Vermählung der heiligen Katharina (1479) und der Reliquienschrein der heiligen Ursula (1489) zu zählen.

In seinen Bildern ließ Hans Memling die Flächigkeit des Mittelalters hinter sich und schuf mit tiefen Perspektiven eine später von vielen Künstlern nachgeahmte Räumlichkeit.

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