Die Geschichte der Renaissance

Die Renaissance als Zeitraum oder Epoche umfasst Teile des Mittelalters (ca. 6. bis 15. Jahrhundert) und der Frühen Neuzeit (ca. 16- bis 18. Jahrhundert). Erste Anfänge zeigten sich bereits zu Beginn des 14. Jahrhunderts, ihren Höhepunkt fand die Renaissance um 1500, ihr Ende Anfang des 17. Jahrhunderts. Sie folgte der Gotik und wurde abgelöst vom Barock – mit all den Überschneidungen, Gleichzeitigkeiten und Vereinfachungen, die eine Einteilung der Zeit in Epochen oder Abschnitte der Geschichte mit sich bringen.

Andrea Mantegna: Triptychon, linke Predellatafel: Christus am Ölberg (1459). The Yorck Project (2002) 10.000 Meisterwerke der Malerei (DVD-ROM), distributed by DIRECTMEDIA Publishing GmbH. ISBN: 3936122202. In: Wikimedia commons.

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Zumeist wird zwischen der Früh-, der Hoch- und der Spätrenaissance unterschieden: Peter Burke nennt in seinem Buch „Die europäische Renaissance“ (1988, S. 28ff., Liste der verwendeten Literatur am Seitenende) folgende Eckdaten:

  • Frührenaissance: frühes 14. Jahrhundert bis 1490
  • Hochrenaissance: 1490 bis 1530
  • Spätrenaissance: 1530 bis 1630

Für den Beginn der Renaissance (frz., „Wiedergeburt“) im frühen 14. Jahrhundert spricht ein besonderes Kriterium, das für den weiteren Verlauf wichtig bleiben sollte: die Wiederentdeckung der Antike. Ein festes Datum ist kaum zu nennen, denn zum einen kommt es darauf an, welches Thema im Blickfeld der Untersuchung liegt – Literatur, Malerei, Architektur usw. –, zum anderen sind die Übergänge insgesamt meist fließend sind.

In diesem Entstehungsprozess werden zumeist verschiedene Menschen – zum Beispiel die Literaten Dante, Petrarca und Boccaccio und die bildenden Künstler Cimabue, Giotto und Bruneschelli – und verschiedene italienische Städte genannt: allen voran Florenz, aber auch Rom, Padua, Neapel und auch Avignon, das Anfang des 14. Jahrhunderts der Sitz des Papstes wurde (bis 1376 oder 1377).

Die Wiedergeburt der Antike geschah durch eine verstärkte Betrachtung zunächst vor allem der alten römischen Literatur – eine Such-, Sammel- und Leseleidenschaft packte einzelne, nachfolgend weitere Gelehrte. Eigene Übersetzungen sollten mögliche Fehler vorliegender Übertragungen ersetzen.

Aus den neu gewonnenen Erkenntnissen entstand seit Ende des 14. Jahrhunderts ein „neues kulturelles Selbstbewusstsein, das sich als ‚Wiedergeburt‘ (…) der seit der Antike abgestorbenen Kunst und Literatur verstand“, der „Typ des selbstbewusst-gebildeten Individuums“. (Meuthen: Das 15, Jahrhundert, 1984, S. 97). Biografien, Autobiografien zeigten dies ebenso wie das Reiterdenkmal und das Grabmonument – und auch in der Sprache: Sie sollte praktisch ausgelegt sein, sich zu Politik öffentlich äußern, eine Kunst sein, andere zu überzeugen („Rhetorik“), wobei als antikes Vorbild Cicero galt. „Klarheit und Reinheit“ sollten Sprache und Schrift auszeichnen. (Ebd., S. 100) Und selbstbewusst bedeutete auch: Es sollte nicht bei der Rezeption des antiken Wissens bleiben. Vielmehr wollten die Gelehrten darüber hinaus gehen, selbst schöpferisch und kreativ werden.

Den philosophischen und naturwissenschaftlichen Diskurs bestimmten fortan nicht mehr (nur) die Kleriker, sondern verstärkt die Laien: Sie wurden zu den „Trägern der Kultur der Renaissance“. (Roeck: Der Morgen der Welt. 2017, S. 345)  Es war zunächst eine schriftliche Renaissance, der die Architektur, die Skulptur und die Malerei folgten.

Eng verbunden mit diesen Umständen waren auch die ersten Schritte des Humanismus (lat. humanitas, dt. das Menschentum, also das, was den Menschen auszeichnet), daher auch „Renaissance-Humanismus“ genannt. Humanisten waren im 15. Jahrhundert zunächst die Lehrenden und Studierenden der so genannten „studia humanitatis“ mit den Fächern Ethik, Grammatik, Rhetorik, Geschichte, Poesie. Die Ethik stand bewusst an erster Stelle: Wichtig erschien den Humanisten „die Fähigkeit, den Unterschied zwischen Richtig und Falsch, Gut und Böse zu erkennen“. (Burke: Die europäische Renaissance. 1988, S. 50) Siehe dazu unten den Abschnitt über Petrarca, der als erster Humanist bezeichnet wird!

Aber: Bei allem Staunen über die Künste der Malerei, der Bildhauerei, der Architektur, bei allem Bewegtsein über die Gedanken und die literarischen Werke dieser Zeit darf das nicht vergessen werden, was u.a. Andreas Tönnesmann in seinem kleinen Buch zur „Kunst der Renaissance“ vermerkt:

„Aber die Produkte der Renaissance verraten kaum die ganze Wahrheit über die Epoche. (…) Sie drücken aus, was das Zeitalter sich wünschte,, aber sie berichten nicht von der inneren Zerrissenheit der Renaissance – von materieller Not, Krieg, Gewalt, oder den oft genug bedrückenden Lebensumständen, denen selbst ihre prominentesten Köpfe nicht entgingen.“ (Tönnesmann: Die Kunst der Renaissance. 2007, S. 8)

Gemäß einem Interview des Historikers und Renaissance-Fachmann Volker Reinhardt auf Spiegel.de (zum Artikel s.u.) hat der größte Teil der italienischen und deutschen Bevölkerung schlicht nichts mitbekommen von der Renaissance.

WebHistoriker.de möchte im Folgenden den Verlauf der Renaissance nachzeichnen. Es beginnt mit der Vorgeschichte und folgt dann der vielfach genutzten Einteilung in die Früh-, Hoch- und Spätrenaissance.

Die einzelnen Artikel zur Renaissance

Kaiser Friedrich I. Barbarossa im Kreis Adliger auf dem Mainzer Hoftag von 1184. (Wikimedia commons, public domain). Zur Vorgeschichte der Renaissance

Gotik, Rittertum und Scholastik waren nach Peter Burke prägende Konstanten für große Teile Europas im 12. und 13 Jahrhundert. Ihr Zentrum oder Ausgangspunkt war Frankreich. Ein paar kurze Beschreibungen mögen sie charakterisieren.

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Giotto di Bondone: Weltgericht, Detail: Enrico Scrovegni übergibt ein Modell der Kapelle, Padua, ca. 1305. Quelle: Wikimedia Commons (wga.hu)Die Frührenaissance

Die Frührenaissance ist das „Zeitalter der Widerentdeckung“ (Peter Burke: Die europäische Renaissance. 1998, S. 36), die Beschäftigung mit der antiken Kultur, vor allem der römischen, aber auch der griechischen. Und doch ist, wie im Folgenden immer wieder hindurchscheint, auch schon das Streben zu erkennen, aus oder mit dem Wiederentdeckten auch etwas Neues zu kreieren.

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Die Hochrenaissance

In der Hochrenaissance verfestigten sich die die Gedanken und Ideen der Frührenaissance: Die Wiedergeburt der Antike war nahezu abgeschlossen, das bereits hier und da in der Frührenaissance zu erkennende Schöpfertum des Menschen formierte sich zu einem Selbstbewusstsein, nicht nur Gleichwertiges oder gar Neues, sondern auch Besseres als die Denker und Künstler der Antike schaffen zu können.

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Unterartikel:

Tipp: Zur Musik der Renaissance gibt es einen Extraartikel: „Die Musik der Renaissance“.

Verwendete Literatur

Peter Burke: Die europäische Renaissance. Zentren und Peripherien. München 1988.

Erich Meuthen: Das 15, Jahrhundert. Oldenbourg-Grundriss der Geschichte, Bd. 9. 2. ergänzte Aufl. München 1984.

Bernd Roeck: Der Morgen der Welt. Geschichte der Renaissance. München 2017.

Johannes Saltzwedel: 99 Prozent haben von der Renaissance nichts gemerkt – Interview mit Historiker Volker Reinhardt. aus SPIEGEL Geschichte 3/2019, online abrufbar auf Spiegel.de unter: https://www.spiegel.de/kultur/99-prozent-haben-von-der-renaissance-nichts-gemerkt-a-00000000-0002-0001-0000-000164041913 (vom 27.05.2019, abgerufen am 22.11.2024)

Andreas Tönnesmann: Die Kunst der Renaissance. München 2007.

Literatur zur Renaissance insgesamt

Eine kleine Liste mit Literaturhinweisen und -tipps zum Thema Renaissance, die sicherlich immer mal wieder ergänzt wird.

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