Chronik: 17. Jahrhundert – 1672
1672: Samuel Freiherr von Pufendorf: De iure naturae et gentium
Der Rechtsgelehrte und Professor für Natur- und Völkerrecht in Heidelberg, Samuel Freiherr von Pufendorf (1632-1694), verfasste 1672 seine Naturrechtslehre. Darin geht er von der Annahme aus, dass der Mensch von Natur aus nur in Gemeinschaft mit anderen Menschen überleben kann. Das Soziale ist also naturgegeben.
Pufendorf unterscheidet klar Gesellschaft und Staat und zeigt auf, dass es Rechte gibt, die vor dem Staat bestehen – „und die somit dem Staat gegenüber geltend gemacht werden können.“ Diese Rechte werden einzelnen Menschen also nicht vom Staat zugestanden, sie besitzen sie unabhängig von diesem. (Schupp: Geschichte der Philosophie im Überblick 3: Neuzeit, S. 190)
Nachfolgende Quelle: Samuel Freiherr von Pufendorf: De iure naturae et gentium (Ausgabe von 1716 in lateinischer Sprache), Google Books
ab 1672: Leibniz: Rechenmaschine
Der bedeutende Philosoph Gottfried Wilhelm Leibniz arbeitete von 1672 bis zu seinem Tod im Jahre 1716 an einer Rechenmaschine, die auf der von ihm erfundenen Technik der Staffelwalze fußte. Diese Technik sollte noch bis in das 20. Jahrhundert eingesetzt werden – auch wenn Leibniz‘ Rechenmaschine nicht voll funktionsfähig war. (Brather, Hans-Stephan: Leibniz und seine Akademie, 1993, S. 285)
1672-1674: Dritter Englisch-Niederländischer Seekrieg
Der dritte Krieg zwischen den Niederlanden und England war eigentlich Teil der Auseinandersetzung zwischen den Niederlanden und Frankreich. 1670 hatte sich nämlich Frankreich mit England gegen die Niederlande verbündet (Vertrag von Dover). Der französische König Louis XIV. leistete Karl II. dafür erhebliche finanzielle Unterstützung. England schied ohne nennenswerte Erfolge 1674 aus dem Krieg aus.
1672-1676: Krieg zwischen den Osmanen und Polen / Vertrag von Zurawno
Nachdem sich die Kosaken in der Ukraine, deren Politik lange Jahre von Polen beherrscht wurde, mit den Osmanen verbunden hatten, forderten diese vom polnischen König die Abtretung der Gebiete und fielen 1672 in die polnischen Gebiete der Ukraine ein.
Nach anfänglichen Erfolgen der Osmanen konnten sie vom polnischen Heer unter dem Feldherrn Jan Sobieski geschlagen werden. Jan Sobieski wurde daraufhin zum neuen polnischen König gewählt. Kurz darauf kam es jedoch zu erneuten Kämpfen mit tatarischen und osmanischen Truppen. Nach wechselseitigen Erfolgen und Niederlagen wurde 1676 der Vertrag von Zurawno geschlossen: Das polnisch-ukrainische Podolien erhielten die Osmanen, während Polen die seit einem früheren Abkommen jährlich an das Osmanische Reich zu zahlenden Tributzahlungen erlassen bekam.
1672-1679: Krieg zwischen den Niederlanden und Frankreich (auch Holländischer Krieg genannt)
Der französische König Ludwig XIV. machte die Vereinigten Niederlande für den Widerstand der Tripleallianz „Vereinigte Niederlande / Schweden / England“ im Devolutionskrieg verantwortlich. Ludwig plante einen Krieg und versicherte sich zunächst, dass England, Schweden und einzelne Reichsländer nicht gegen ihn eingreifen. 1672 erklären gar Frankreich und England den Vereinigten Niederlanden den Krieg (s. Dritter Englisch-Niederländischer Seekrieg, 1672-1674).
Die Niederlande standen am Rand einer Niederlage, als Wilhelm III. von Oranien (1650-1702), seit 1672 Statthalter der Niederlande, große Teile des Landes flutete, indem er Deiche öffnete. Die gegnerischen Truppen mussten zurückweichen. Zudem traten nun der Kaiser, etliche Fürsten des Reiches und der spanische König gegen Ludwig XIV. auf und erklärten Frankreich den Krieg, da sie einen Übergriff auf die spanischen Niederlanden befürchteten.
In der Folgezeit, England hatte sich 1674 aus dem Krieg zurück gezogen, zog sich der Konflikt lange Jahre hin, ohne dass eine klare Entscheidung zugunsten einer Seite fiel. Während sich die Vereinigten Niederlande und kurze Zeit darauf auch Spanien mit Frankreich auf eine Beendigung des Krieges einigten, suchte der Kaiser noch länger einen kriegerischen Erfolg zu erzwingen. Letztlich ging dies jedoch zugunsten Frankreichs aus. Ludwig musste keine Gebiete abtreten, im Gegenteil: Er konnte einen Gebietszugewinn verzeichnen (z.B. Freiburg i.Br.).