Chronik: 18. Jahrhundert – 1781
1781: Die „Russischen Quartette“ von Joseph Haydn
Joseph Haydn stand 1782 noch in den Diensten des Fürsten Nikolaus I. Esterházy de Galántha, als er ein Werk für vier Streichinstrumente komponierte, die „auf eine gantz neue besondere Art“ seien. Und tatsächlich findet sich in den sechs Quartetten eine neuartige Rollenverteilung der einzelnen Stimmen: Nicht ein Instrument steht mehr im Vordergrund, sondern alle vier Stimmen stehen gleichwertig nebeneinander, scheinen voneinander unabhängig zu sein und spielen sich gekonnt originelle und virtuose Melodien zu. Das sonst übliche Menuett wird durch das Scherzo ersetzt.Freilich waren manche Elemente schon in früheren Streichquartetten Haydns vorhanden gewesen, doch im Opus 33 gelangen sie zu einer Art Vollendung, die dann auch stilbildend in die Zukunft weisen sollte.
Haydns eigene Beurteilung seines Werkes als etwas Neues, etwas Besonderes war sicherlich auch ein Versuch, dafür zu werben, doch teilen Musikwissenschaftler bis heute seine Einschätzung: Die Russischen Quartette seien ein „Schlüsselwerke der Gattung“ (Reclambuch der Musik, 2001, S. 185), ein „bedeutendes Ereignis in der Geschichte der Instrumentalmusik“ (Johnson, Stephen: Klassik. Darmstadt 2013, S. 66).
1781: Immanuel Kant: Kritik der reinen Vernunft
1781 erschien eines der Hauptwerke Immanuel Kants und auch der Philosophiegeschichte insgesamt: die „Kritik der reinen Vernunft“. Kant stellte sich mit seinen Ansichten gegen die „herrschende“ Philosophie seiner Zeit (Rationalismus, Empirismus) und geriet auch mit der Kirche in Konflikt: 1827 wurde die „Kritik“ von der katholischen Kirche auf den Index der verbotenen Bücher gesetzt.
1781: Entdeckung des Planeten Uranus durch Friedrich Wilhelm Herschel (1738-1822)
ab 1781: Reformen Kaiser Josephs II.
Die großen Reformen Josephs II., des Sinnbilds für den aufgeklärten Absolutismus, lassen sich in drei Abschnitte unterteilen: 1. Er hob die Leibeigenschaft sowie die Todesstrafe im Zivilstrafrecht auf. 2. Joseph II. erließ die so genannten Toleranzpatente, die eine freie Religionsausübung duldete, wenngleich die Katholische Kirche ihre Vorrangstellung behalten sollte. 3. Damit eng im Zusammenhang standen die Maßnahmen zur Säkularisierung: Viele Klöster wurden aufgehoben, etliche Feiertage und Kirchenfeste abgeschafft.
1781/82-1827: Musikepoche: Klassik (v.a. Wiener Klassik)
Die Fragen, was die Musikepoche Klassik ausmacht, wann sie beginnt und endet, sind mindestens ebenso schwer zu klären wie den Begriff und die einheitlichen Merkmale des (musikalischen) Barocks festzulegen. Das Spektrum reicht von der umgangssprachlichen “klassischen Musik” für jegliche anspruchsvolle (Kunst-) Musik außerhalb von Rock, Pop, Jazz u.ä. bis hin zur Beschränkung des Begriffs “Klassik” auf die Zeit der Komponisten Haydn, Mozart und teilweise noch Beethoven.
An dieser Stelle gibt es keine lange Diskussion über das Für und Wider einzelner Periodisierungen. Hier wird die Wiener Klassik (Haydn, Mozart, Beethoven) als die eigentliche “Klassik” angesehen: also der Zeitraum von ca. 1781 (mit den ersten Werken Joseph Haydns) bis 1827 (Tod Beethovens). Verschwiegen wird aber nicht, dass es (wie immer) auch Vorläufer gab: also Komponisten, die bereits typisch “klassische” Elemente in ihren Stücken entwickelt hatten. Die Zeit bis 1780 wird daher manchmal „Frühklassik“ oder „Vorklassik“ genannt. Ebenso sind in den Augen etlicher Musikwissenschaftler nicht alle Werke Beethovens mehr „klassisch“, sondern einige schon „romantisch“.
Klassische Musik in der Zeit der Wiener Klassik sollte Wissenschaft und Kunst sein, sich an Regeln halten und gleichzeitig wahr, harmonisch und schön klingen. Leidenschaft und Gefühle, Phantasie und Erhabenheit sollten gemeinsam mit den Verstandeskräften die starren Muster des Barock aufbrechen: Der Generalbass entfällt, Melodie und Harmonik stehen im Vordergrund, das Stilisierte wird durch den Kontrast ersetzt, das Künstliche durch die Natürlichkeit.